Die Produktion von Medikamenten, die Verpackungen, der Gebäudepark an den verschiedenen Standorten… wo kann Roche bezüglich Kreislaufwirtschaft am meisten bewirken?
Aus Standort-Sicht haben wir sicher beim Bauen einen der grössten Hebel. Wie integrieren wir Kreislaufwirtschaft in unsere Bauprojekte? Mit den richtigen Entscheiden können wir hier sehr viel bewegen, indem wir unsere Bauten und Infrastruktur flexibel gestalten, um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können. So können wir den Wert eines Gebäudes möglichst lange erhalten. Wir setzen auf eine systematische Umsetzung hin zu Zirkularität und fördern ReUse von Baustoffen und Bauteilen aktiv.
Aber auch beim Betrieb – also in den Gebäuden drin – passen wir vieles an. Nehmen wir das Beispiel der Labore: Früher hatten wir mehrere hundert einzelne Labore – heute setzen wir auf Shared Labs und haben so viel weniger, dafür grössere Labore und brauchen entsprechend weniger einzelne Geräte, die mehr Leuten zur Verfügung stehen.
Wie viel Kreislauffähigkeit ist aktuell im Bereich der Verpackungen möglich?
Dazu kann ich keine Details nennen, aber allgemein habe ich in dem Bereich folgende Erfahrungen gemacht: Zuoberst steht bei Medikamenten und Verpackungen immer die Sicherheit. Bestehende regulatorische Rahmenbedingungen sind oft nicht auf zirkuläre Modelle ausgelegt, sondern klar auf die Produktsicherheit und den Schutz der Patientinnen und Patienten fokussiert. Die Sicherheitsauflagen und -ansprüche sind verständlicherweise gross. Das schränkt unsere Möglichkeiten ein – nicht nur hier in der Schweiz, sondern global.
Es ist sicher eine Aufgabe der ganzen Branche, vor allem das Potenzial beim Recycling von Verpackungsmaterial zu nutzen. Die Bereitschaft in diesen Fragen zusammen zu spannen, ist da.
Wo liegt akut noch Potenzial für mehr Zirkularität?
Eine sehr relevante Frage! Aktuell sehe ich grosses Zirkularitätspotenzial besonders innerhalb der starken Basler Life-Science-Branche. Hier liegt der Fokus auf der Kreislauffähigkeit von Laborinfrastruktur, -geräten und -verbrauchsmaterialien durch Initiativen wie Sharing, Rücknahme, Reparatur und Recycling. Ein vielversprechender
Ansatz ist das gemeinsame Nutzen von Laborausstattung über Miet- oder Sharing-Modelle, da Geräte nicht permanent benötigt werden oder die Nutzungsdauer kürzer ist, als die Lebensdauer der Geräte. Das Interesse der Hersteller an solchen Lösungen ist dabei ein positiver Faktor. Man denke nur an das erfolgreiche “Produkt-als-Service”-Modell bei langlebigen Gütern wie Turbinen – ein Prinzip, das sich auch auf Laborgeräte übertragen
liesse, um Kosten zu senken und die Ressourceneffizienz zu steigern.
👉 Lies weitere Kurz-Interviews über inspirierende Kreislaufwirtschaft-Ansätze und -Lösungen.