Kreislaufwirtschaft steht erst am Anfang

Nidau BE - Die Kreislaufwirtschaft kann den Zugang zu Ressourcen sichern und Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltiger machen. Aber sie steht in vielen Bereichen erst am Anfang. Das hat das 8. Symposium des Netzwerks Next Generations gezeigt.

(CONNECT) Walter Stahel ist ein Pionier der Kreislaufwirtschaft und hat bereits in den 70er Jahren Vorschläge für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft vorgelegt. Am 8. Symposium des Netzwerks Next Generations (NG) am 23. Oktober im DISPO in Nidau hat Stahel eine durchzogene Bilanz gezogen. Selbst bei den niedrig hängenden Früchten der Kreislaufwirtschaft, der Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten, gebe es noch viel Ausbaupotenzial, sagte der NG-Ehrenpräsident. Die Rückgewinnung von Materialien stecke noch in den Kinderschuhen. Es fehle die volle Produkthaftung der Hersteller. Die Wissenschaft und die Wirtschaft müssten zudem endlich in den Kategorien der Kreisläufe denken. „Wenn die Wirtschaft nachhaltig werden will, muss sie den Wert aus der Nutzung der Produkte ziehen und nicht aus dem Verkauf“, so Stahel.

Katharina Döring zeigte auf, wie Teilen zum Geschäftsmodell werden kann, aber auch stete Verbesserungen braucht. Die Chefin von Rent Group in der Schweiz zeigte auf, wie das Unternehmen die Logistik des Verleihs von Möbeln und Material für Veranstaltungen ständig effizienter macht. Dabei brauche es auch eine Zusammenarbeit mit Herstellern. „Die lineare Produktion hat Effizienz gebracht, aber auch die Abhängigkeit von Ressourcen“, sagte sie. „Nun braucht es mehr Modularität.“

Auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft müssen giftige Materialien durch ungiftige ersetzt werden. So will Andreas Trunz von RSTTR in St.Gallen Hartplastik in Griffen von Kletterhallen durch ein neues Material ersetzen, giessbaren Sandstein.

Manuel Schweizer, der Gründer und Chef von OceanSafe in Bern, hat kreislauffähige Materialien für die Textilindustrie entwickelt. Die Polymere können nach dem Gebrauch wieder vollständig depolymerisiert und in den Kreislauf zurückgeführt werden. Sie können zudem mit den Eigenschaften ausgestattet werden, die bei herkömmlichen Stoffen erst im Nachhinein in aufwendigen Verfahren aufgetragen werden. Der Schlüssel zum Durchbruch liege im Preis: Das Material von OceanSafe habe ursprünglich bei 14 Dollar pro Kilogramm gelegen. „Jetzt sind wir bei unter 3 Dollar“, sagt Schweizer. Das sei weniger, als Wettbewerber verlangen müssen.

Kreislaufwirtschaft kann auch neue Modelle für die Wirtschaft und das Zusammenleben bringen. So will die Familie Mottier-Gerber in Château-d’Oex in der Waadt mit dem Projekt Votre Cercle de Vie einen klassischen Bauernhof mit einem Hotel und Therapieangeboten verbinden. Die beiden Hauptgebäude sollen dabei in die umgebende Natur integriert werden. Nach 17 Jahren Vorbereitung hat der Kanton im Sommer die Bewilligung erteilt, zwei Einsprachen ziehen das Projekt nun vor  Gericht. ce/stk