Der Kanton und die EGS haben eine Public-Private-Partnerschaft gegründet und investieren je eine Million pro Jahr für vier Jahre. Es ist kein klassisches Umweltschutzprogramm, sondern ein unternehmerisches Programm, das auf die Bedürfnisse der Firmen abgestimmt ist. Kaspar Sutter, warum geht der Kanton diesen Weg?
KS: Wir richten unsere Standortförderung neu ganz auf Innovation aus, unter anderem mit den Programmen «BaselCircular» und «Basel2037». Der Kanton hat einen klaren politischen Auftrag: Netto-Null bis 2037. Die Förderung der Kreislaufwirtschaft ist ein Beitrag, um dieses Ziel zu erreichen. BaselCircular soll Unternehmen die Transformation von linearen zu zirkulären Geschäftsmodellen ermöglichen. Denn Netto-Null erreichen wir nur gemeinsam mit der Wirtschaft. Die Fokussierung auf die Kreislaufwirtschaft bietet Unternehmen die Chance, ökologische und ökonomische Aspekte zu verbinden. Kreislaufwirtschaft ist auch ein Standortfaktor, denn sie macht die Wirtschaft unabhängiger von globalen Lieferketten, schafft Anreize für regionale Arbeitsplätze, hält die Wertschöpfung in der Region und ist eine Chance für innovative Geschäftsmodelle.
Gabriel, warum investiert die Eckenstein-Geigy Stiftung in die Kreislaufwirtschaft und in ein Innovationsökosystem, das Start-ups und Unternehmen mit den nötigen Ressourcen und dem Wissen unterstützt?
GE: Vor Jahren haben wir uns gefragt, welche Themen in unserer Gesellschaft wirklich brennen. Statt von persönlichen Interessen auszugehen, haben wir analysiert, wo wir den grössten Impact haben können – und die Kreislaufwirtschaft war ein solches Thema. Gemeinsam können wir mehr erreichen. Irgendwann wurden wir darauf aufmerksam, dass sich der Kanton auch für Kreislaufwirtschaft engagieren will – ein Glücksfall. Es braucht nun ein professionelles Team, das das Vertrauen der Unternehmen gewinnt und mit ihnen auf Augenhöhe zusammenarbeitet, um nachhaltige Lösungen zu realisieren. Nur durch diese Art der Zusammenarbeit können wir wirklich etwas bewegen.
Guter Punkt: Könnt ihr noch mehr über die Entstehungsgeschichte verraten? Das stelle ich mir herausfordernd vor, die Herangehensweise und die Prozesse in einem Kanton und in einer Stiftung sind wahrscheinlich recht unterschiedlich.
KS: Bei der Entwicklung des Programms «BaselCircular» haben wir früh begonnen, mit verschiedenen Akteuren in Kontakt zu treten. Wir wollten herausfinden, wo die Bedürfnisse liegen, was die aktuellen Herausforderungen der Akteure sind und was mögliche Schwerpunkte eines solchen Programms sein könnten. Dabei stellten wir fest, dass die Eckenstein-Geigy-Stiftung ähnliche Ziele verfolgt wie der Kanton Basel-Stadt. So war schnell klar, dass wir dieses Programm gemeinsam realisieren wollen, um unsere Ressourcen zu bündeln. Denn wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam mehr erreichen können als alleine.
Der erste Meilenstein ist mit der Lancierung geschafft, aber was braucht es jetzt, dass BaselCircular der Wirtschaft einen spürbaren Mehrwert bringt?
KS: Erst etwa zehn Prozent der Unternehmen setzen heute Konzepte der Kreislaufwirtschaft substanziell um. Das Entwicklungspotenzial ist also gross. Wir müssen umdenken – neben der Energie- und Mobilitätswende brauchen wir eine Ressourcenwende, wenn wir das Ziel Netto-Null erreichen wollen. Gegenüber einem linearen Wirtschaftsmodell bietet die Kreislaufwirtschaft den Unternehmen klare und vielfältige Vorteile.
GE: Es braucht jetzt einen gesunden Menschenverstand – wir dürfen nicht so viel nachdenken, dass wir am Ende gar nicht ins Handeln kommen. 100 Prozent Zirkularität sind schlicht nicht möglich. Derzeit sind wir schweizweit bei etwa 7 Prozent, und mein Wunschziel liegt bei 20 Prozent. Und ja, ich möchte so viel wie möglich davon noch in meiner Lebenszeit erleben. Meine Rolle im Ganzen? Ich bin Impact Investor. Ich brauche und suche die richtigen Leute und Organisationen, und helfe, die Finanzierung auf die Beine zu stellen.
Danke für das Gespräch, Kaspar Sutter und Gabriel Eckenstein!