Pilze statt Plastik – und in 90 Tagen zu Erde

Wie Mycrobez aus Basel Styropor ersetzt und Abfall zum Rohstoff macht.

„Plastik verrottet nicht – also bauen wir ein Material aus Pilzen.“ Mosas Pilscheur will die Verpackungswelt umkrempeln: Mit Mycrobez hat er einen Schaumstoff entwickelt, der wie Styropor schützt, aber nach höchstens 90 Tagen kompostiert. So wird aus Wegwerfware ein Kreislaufprodukt – lokal produziert und weltweit einsetzbar.

Vom Weinkeller zur Mission

Alles begann als Maturaarbeit. Gemeinsam mit zwei Freunden experimentierte Mosas im elterlichen Weinkeller: Sie liessen Bio-Abfälle mit dem Wurzelgeflecht von Pilzen, dem Myzel, in selbst gebauten Formen wachsen. „Wir wollten sehen, ob wir die Natur kopieren können – und sie hat unsere Erwartungen übertroffen“, erinnert sich Mosas. Das Trio sah, wie sich so organischer Abfall zu stabilem Material verband – und wusste, wie gross das Problem von Styropor als Verpackungsmaterial ist: Millionen Tonnen jährlich, die bis zu 500 Jahre in der Umwelt bleiben. Der neu entwickelte Stoff sollte zur Lösung dafür werden.

Fast gescheitert am Pilz

Der biologische Prozess war zunächst unberechenbar. Ein paar Grad zu warm, zu feucht oder ein winziger Fremdpilz – und die ganze Form war verloren. Mehrmals stand das Projekt der drei jungen Unternehmer kurz vor dem Aus. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt – aber jede misslungene Charge hat uns näher an die Lösung gebracht“, sagt Mosas. Statt aufzugeben, stellte man ein Team von Tüftler:innen zusammen, baute eigene Maschinen, um Temperatur, Feuchtigkeit und Sauberkeit exakt zu steuern. Dieser Schritt machte aus einem Hobbyexperiment ein skalierbares Verfahren.

Naturschaumstoff aus Myzel

Das Ergebnis: Leicht, isolierend, stossfest, nicht brennbar – und nach 30 bis 90 Tagen kompostiert. Das Myzel durchwächst lokale Bio-Abfälle, verbindet sie zu einem festen Naturschaumstoff, der Verpackungen, Formteile oder sogar Bauelemente ersetzt. Mycrobez setzt auf ein Lizenzmodell: Die Produktion kann in verschiedenen Regionen mit lokalen Rohstoffen aufgebaut werden – ohne lange Transporte.

Kreislauf statt Wegwerfplastik

  • Rohstoffkreislauf: organische Abfälle werden zum Wertstoff
  • Abfallreduktion: 100% biologisch abbaubar, keine Mikroplastikreste
  • Regionale Wertschöpfung: Rohstoffbeschaffung und Produktion vor Ort
  • Klimavorteil: geringere CO₂-Emissionen im Vergleich zu Erdöl-basierten Schäumen
  • Erste Pilotprojekte mit Lebensmittel- und Logistikfirmen zeigen: Mycrobez kann Styropor vollständig ersetzen, ohne Leistungseinbussen.

„Unsere Vision ist ein neuer Materialstandard“, sagt Mosas. „Einer, der sich an der Natur orientiert – nicht an der Deponie.“

Mycrobez zeigt, dass Kreislaufwirtschaft und Hightech zusammen gehen – und eine zirkuläre Lösung im Weinkeller starten kann. Was als Schulprojekt begann, könnte Verpackungsmärkte nachhaltig verändern.


Hier geht’s zur Webseite des Unternehmens.

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Weitere Infos über Mycrobez findest du auf der Webseite von umweltbasel, bei der Alternativen Bank Schweiz, auf der Gründer:innen-Plattform Founded, oder auch bei PAX.