Erich Durscher, Leiter Gebäude, Flächen & Infrastruktur, Basler Kantonalbank (BKB)

Auch wenn es da und dort reintropft und die Energiebilanz nicht genügt: Abriss war gestern.

Die Basler Kantonalbank BKB zeigt, wie man mit der Ertüchtigung einer alten Fassade neue Standards setzt. Eine umfassende Sanierung kann kreislauffähig, wirtschaftlich und inspirierend sein. Erich Durscher verrät, warum sich das Projekt gleich mehrfach gelohnt hat – fürs Klima, für die Kostenbilanz und für das Know-how in der Branche.

Die Fassade des Firmensitzes an der Dufourstrasse war in die Jahre gekommen. Was gab den Ausschlag, die Fassade nicht einfach – wie bei herkömmlichen Sanierungen – zu ersetzen, sondern die bestehenden Elemente in Stand zu setzen?

Die Fassade – ursprünglich aus dem Jahr 1966 – war zuletzt vor über 30 Jahren komplett erneuert worden. Sie wies Undichtigkeiten auf und verursachte einen erhöhten Energieverbrauch – technisch wie energetisch war sie am Ende ihres Lebenszyklus. Ursprünglich war tatsächlich ein Ersatz vorgesehen, doch wir wollten es nochmal durchdenken. In einem zweiten Anlauf mit Architekt David Vaner haben wir per Mock-up die bestehende Struktur geprüft und festgestellt: Eine Ertüchtigung anstelle eines Ersatzes ist machbar. Die Firma, die schon die alte Fassade gebaut hatte, entwickelte dafür sogar Werkzeuge neu und eignete sich das nötige alte Wissen wieder an. Ein detaillierter Prozess von der Demontage über die Reinigung und Aufbereitung bis zur Remontage stellte minimale Transportwege sicher, möglichst viele Arbeitsschritte erfolgten direkt vor Ort. Das war nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.

Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus dem Projekt mit?

Ein zentrales Learning ist: Nachhaltigkeit rechnet sich, wenn man den ganzen Lebenszyklus mitdenkt. Die energetischen Werte der ertüchtigten Fassade sind fast gleichwertig zu einem Neubau, die Betriebskosten sinken. Gleichzeitig braucht es deutlich weniger neues Material und entsprechend weniger Transporte. Neben der Arbeit vor Ort verbesserte dies die CO2-Bilanz enorm. Hinzu kommt, dass wir interne Heizsysteme optimieren konnten, auf Radiatoren verzichten und Flächen effizienter nutzen. Der Wechsel zur zirkulären Sanierung war somit nicht nur ein Umweltstatement, sondern auch eine wirtschaftlich begründete Entscheidung.

Das Sanierungsprojekt ist in einem Buch dokumentiert. Wie wichtig ist es Ihnen, die gemachten Erfahrungen weiter zu geben – und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Die Resonanz auf unsere Projektdokumentation ist gross: Das Buch und das Gesamtprojekt wurden mehrfach ausgezeichnet, es gibt Anfragen aus der ganzen Schweiz und das Projekt wird an Hochschulen verwendet. Das zeigt: Unser Weg inspiriert andere. Das freut uns sehr. Wichtig ist mir, dass man zeigt: Es gibt Alternativen zum Abriss. Für künftige Projekte nehme ich mit: Man muss mutig entscheiden, gut kommunizieren und offen zusammenarbeiten. Wenn Planer:innen, Handwerksbetriebe und Bauherrschaften gemeinsam lernen – wie etwa bei der Entwicklung neuer Werkzeuge oder der Wiederaneignung von Fachwissen durch die ursprüngliche Baufirma – entsteht nicht nur für das eigene Gebäude, sondern auch für andere Projekte, echter Mehrwert.


Hier geht’s zum Buch, das bei Ruby Press erschienen ist.

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