Mikroben ziehen grosse Kreise: Ein kleine Lebensmittel-Revolution

„Es muss einfach sein“ – Letizia Guarise sucht mit Zoa Culture nicht eine Nische für Ernährungsprofis. Im Gegenteil: Fermentierung soll für alle zugänglich sein. Eine natürliche Methode, um pflanzliche Lebensmittel nährstoffreicher, haltbarer und bekömmlicher zu machen. Ohne Zusatzstoffe, ohne aufwändige Geräte – und ohne Abfälle.

Von der Forschung zur alltagstauglichen Vision

Pflanzlich essen und sich dabei gut versorgen? Für Letizia Guarise war das längst nicht selbstverständlich. In ihrer Ausbildung im Agri-Food-Bereich forschte sie zur Proteinzufuhr in der pflanzlichen Ernährung. Dabei stiess sie auf ein altes Prinzip mit neuem Potenzial: Fermentation als Schlüssel, um Nährstoffe besser verfügbar zu machen.
Doch was im Labor gut klang, erwies sich im Alltag als kompliziert: Viel Know-how, teure Starterkulturen, lange Reifezeiten. „Das war nicht alltagstauglich,“ sagt sie heute. Also begann sie, selbst zu experimentieren: mit lokalen Bakterien, mit Kichererbsen, mit Zeit.

Der Durchbruch aus der eigenen Küche

Die Lösung kam aus der Natur: eine Mischung wild lebender Probiotika, die in Pulverform mit pflanzlichen Zutaten fermentiert werden kann. Besonders praktisch ist das, weil keine Spezialausrüstung erforderlich ist, der Prozess mit lokalem Material funktioniert und sich die Mischung in Workshops sogar weiter vermehren lässt. So entstand Zoa Culture – eine Kultur, ein Produkt und eine Bildungsbewegung zugleich.
Guarise nennt Zoa Culture ein „gespeichertes Ökosystem“. Das Pulver aktiviert Fermentierungsprozesse dort, wo bisher komplizierte Geräte oder importierte Starterkulturen nötig waren. Die Wirkung: Längere Haltbarkeit, mehr Bekömmlichkeit, weniger Abfall – und das alles mit Mikroben aus der Region.

Kreislaufwirtschaft auf mikrobieller Ebene

Zoa Culture steht für eine radikal einfache Form von Kreislaufwirtschaft:

  • Vermeidung von Rohstoffverschwendung: Pflanzliche Reste wie Überschussgemüse werden durch Fermentierung haltbar gemacht.
  • Mikroben zirkulieren lassen: Die Bakterienkultur kann selbst weiter vermehrt werden – es sind keine Nachkäufe nötig.
  • Wissen teilen statt horten: In Workshops und offenen Kursen teilt Letizia ihr Know-how und will so eine neue Kultur des Teilens vorleben.
  • Gesundheit regenerieren: Fermentierte Lebensmittel unterstützen die Darmgesundheit – eine zirkuläre Wirkung im wörtlichen Sinne.

Zoa Culture verfolgt dabei nicht den klassischen Startup-Weg: „Ich will nicht maximal skalieren, sondern maximal wirken“, sagt Guarise. Die Wirkung entsteht in der Interaktion mit Menschen, mit der Umwelt, mit dem Lebensmittel selbst.

Erste Wirkung: Mehr als Geschmackssache

Nach den ersten öffentlichen Auftritten lässt sich bereits sagen: Zoa Culture trifft einen Nerv. Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten, Zero-Waste-Enthusiast:innen, Ernährungsberater:innen zeigen alle grosses Interesse.
Inzwischen bietet Letizia Guarise Kurse in der Markthalle Basel an. Das Projekt wächst Schritt für Schritt. Erste Kooperationen mit der regionalen Lebensmittelproduktion sind im Aufbau. Die Vision: ein Netzwerk aus Menschen, das Fermentation neu entdeckt und nutzt – als Alltagskompetenz, als kulturelle Praxis, als Beitrag zur Ernährungswende.

Gestalterin im Foodbereich

Zoa Culture zeigt, wie Kreislaufwirtschaft im Kleinen beginnt – mit Mikroben, mit Mut und mit einem offenen System. Letizia Guarise ist keine klassische Unternehmerin, sondern eine Gestalterin. Ihr Produkt ist nicht nur ein Pulver. Es ist ein Werkzeug für neue Beziehungen: zwischen Mensch und Nahrung, zwischen Stadt und Boden, zwischen Jetzt und Zukunft.



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